Sehnsuchtsorte

Nomi Baumgartl | Marcus Schwier | Steffen Ulbrich

14.05. – 13.6. 2020

Eine Fotoausstellung als Antwort auf geplatzte Urlaubspläne.

 

Nach dem Schock des ersten Corona Shutdowns wurde uns langsam bewußt, daß in diesem Jahr alles anders werden würde. Auch der Sommerurlaub würde anders ausfallen – nicht die große weite Welt bereisen, sondern die Heimat wiederentdecken.

Ich habe einige meiner Künstler gebeten Motive aus ihren Archiven auszusuchen, die sie mit dem Begriff „Sehnsuchtsorte“ assoziieren.

Die renommierte Fotografin Nomi Baumgartl brachte uns Glücksmomente auf Hawaii näher. Bei Steffen Ulbrich sind es die Nordsee Inseln bei Sonnenaufgang. Marcus Schwier zeigte Picknick Idylle auf den Rheinwiesen in Düsseldorf und in den Parks von Paris.

 

„Wo das Glück unserer Träume greifbar ist.“

Achill Moser

Einführung mit Ulrich Rüter

Derzeit kann vermutlich jeder ganz mühelos die Orte aufzählen, die ihm besonders fehlen. Zu den Erfahrungen, die jeder Einzelne in diesen Tagen aus den Covid-19 bedingten Einschränkungen sammelt, gehören auch die nun nicht mehr selbstverständliche Reisefreiheit und die nicht mehr bestehende Verfügbarkeit vieler geschätzter Urlaubsorte.

Wenigstens können wir uns visuell in andere, neue Erlebnisräume und Landschaften versetzen lassen. Und erfreulicherweise gibt es auch wieder einen Ort, der uns das Thema „Sehnsuchtsorte“ aus verschiedenen Perspektiven präsentiert. Die aktuelle, ganz kurzfristig ins Programm gesetzte Ausstellung der Galerie Visulex stellt derzeit die drei Künstler Nomi Baumgartl, Marcus Schwier und Steffen Ulbrich aus. Ausgangspunkt der Ausstellung war die Bitte der Galeristin Vivian Laux-Eggert an drei ihrer Künstler, jeweils Motive auszusuchen, die sie mit dem Titel „Sehnsuchtsorte“ verbinden. Eine spannende, assoziative Gruppenausstellung hat sich hieraus entwickelt, werden doch drei ganz unterschiedliche Ansätze zum Thema gezeigt.

So präsentiert die Münchner Fotografin Nomi Baumgartl ihre Glücksmomente von den Inseln Bahamas und Hawaii. Ihre intensiven Schwarzweiß-Aufnahmen leben von dem Zusammenspiel von Wasser, Wellen und intimer Porträtfotografie.

Bei dem in Varel lebenden Fotografen Steffen Ulbrich sind es menschenleere Strände, die er auf den Nordsee Inseln in seiner typischen Bildsprache festhielt: genau komponierte Motive mit vielschichtigen Farbflächen in heiterer Atmosphäre.

Der Düsseldorfer Künstler Marcus Schwier ist mit einer Auswahl aus gleich zwei Serien vertreten. Die senkrecht nach unten aufgenommenen Gruppenbilder von entspannt auf grünem Rasen picknickenden Menschen sind in ihrer Bildgestaltung höchst ungewöhnlich. Darüber hinaus zeigen die vor wenigen Jahren entstandenen Motive der Serie „Case Studies“ umso mehr, was uns derzeit an Spontaneität und Geselligkeit fehlt.

Das Sehen und vor allem das Gesehen werden thematisiert Schwier in der Serie „CTRL-Strg“: der unbeschwerte Besuch touristischer Hotspots erscheint durch den gleichen Blickwinkel wie Überwachungskamera verdächtig. Diese Perspektive lässt den Betrachter vielleicht gleich schon weiterdenken, wie unsere Urlaubsreisen wohl zukünftig aussehen werden und mit welchen Kontrollen wir uns weiter arrangieren müssen.

Die Ausstellung „Sehnsuchtsorte“ bringt verschiedene Sichtweisen zusammen: zum einen die unbeschwerten Momente und bildstarken Eindrücke, die wir uns im Urlaub wünschen, zum anderen aber auch die Nachdenklichkeit über die Fragilität dieser uns bisher so selbstverständlich erscheinenden Freiheiten. Vor allem aber lädt die Galerie-Präsentation dazu ein, eigene Assoziationen zu entwickeln und dabei die Bildserien der drei Künstler mit den eigenen Sehnsuchtsorten zu vergleichen.

Ulrich Rüter, Hamburg (Fotohistoriker, Kurator und Autor)

Bilder

Ausgewählte Werke