Nachts sind alle Katzen grau, oder doch nicht?
Der renommierte Düsseldorfer Architektur- und Landschaftsfotograf Marcus Schwier hat eine Auswahl seiner über mehrere Jahrzehnte aufgenommenen Fotografien unter den Titel Nightshots gebündelt. Innerhalb der einzelnen Themenblöcke wird die gesamte Bandbreite von Infrarotfilm und Nachtaufnahmen gezeigt. Dem Betrachter stellt sich die Frage was sind Tag- und was sind Nachtaufnahmen? Dieses reizvolle Spiel der Wahrnehmung wird verbunden mit der Konzentration auf Flächen und Strukturen, Licht und Schatten, Linien und Perspektiven des studierten Architekten und Fotografen.
„Nachtaufnahmen reduzieren ein Bild auf Entscheidendes. Alles Wesentliche ist ausgeleuchtet“, erklärt Marcus Schwier
Als Fotokünstler ist Schwier seit Mitte der 1990 Jahre in nationalen und internationalen Museen, Galerien und Ausstellungen vertreten. Er nutzt alle Möglichkeiten der modernen Kameratechnik und macht die raumbildende Wirkung von Licht zum Thema. Immer wieder kehrt er zurück zu den verschiedenen Techniken wie Lochbildkamera und Infrarotfilm und ergänzt die Serien auf verschiedenen Kontinenten.
„… seine Arbeiten sind vor allem Lehrstücke darüber, wie die Beleuchtung die Identität von Dingen verändert. Wie aus einem Straßenzug eine Ansammlung skulpturaler Objekte wird und wie klassische Architektur-Photographie ihre Grenzen sprengt.„ Robert Morat
Marcus Schwier, 1964 in Düsseldorf geboren, studierte zunächst Architektur an der Fachhochschule Düsseldorf Nach seinem Abschluss als Diplom-Ingenieur studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf bei Ernst Kasper mit Schwerpunkt Fotografie. Mentor war schon früh Erwin Heerich, der als Bildhauer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert viele Kunstgattungen inspirierte. Der in der Kunstakademie begonnene Dialog der Fotografie mit der raumbildenden Kunst aus Architektur und Bildhauerei prägt das Schaffen von Marcus Schwier auf einzigartige Art und Weise. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen: Kunsthalle Düsseldorf (2019), Museum Ratingen (2019), Kunstmuseum Ravensburg (2018), Ludwig Galerie Schloss Oberhausen (2017).
… Damit kommen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück, dem Licht als Metapher der Erkenntnis und dem Dunkel als Metapher der Unkenntnis, des Unerklärlichen, Unvernünftigen, Unheimlichen. Der Reiz von Schwiers Fotografien – abgesehen von der gekonnten Verspannung der Bauten in den Bildflächen, die der studierte Architekt einfach virtuos beherrscht – besteht auf den ersten Blick darin, dass sie Licht und Dunkel in ungewöhnlicher Weise inszenieren und sie damit überhaupt ins Bewusstein rücken. Metaphorisch aber halten sich Licht und Dunkel, Erkenntnis und Unkenntnis, Erklärbarkeit und Unerklärliches die Waage – eine Art philosophische Tag-und-Nacht-Gleiche, ein wunderbares Sinnbild für eine Verrätselung, die Gegensätze nicht als Ausschluß, sondern als Ergänzung auffasst – wie die Surrealisten, die Traum und Wirklichkeit in einer anderen, einer Sur-Realität, einer Über-Wirklichkeit zusammengedacht haben.