Der Dialog | Nomi – Janssen
„Hier hast du also meine Visage…“ schreibt Janssen in seinem Vorwort zum Bildband Nomi |Janssen.
Die international renommierte Fotografin Nomi Baumgartl konnte 1984 Horst Janssens Vertrauen gewinnen. Sie begleitete ihn fotografisch über Wochen hinweg in seinem Blankeneser Refugium, seiner „Burg“ – wie er sein Atelier und zu Hause. Entstanden sind zarte, fast schon intime Bildserien von Horst Janssen. In diesen ist er zum einen ganz er selbst, zum anderen inszeniert er sich aber auch vor der Kamera mal als kindlicher, mal als charmanter Mann und mal als androgynes Wesen. Überraschend sind auch die ihn umgebenden Dinge, die einen starken Bezug zu seinen Bildern erkennen lassen. Hervorzuheben ist dabei vor allem das Motiv der „vanitas“, der Vergänglichkeit.
Nomi Baumgartl, Jahrgang 1950, lebt in Murnau am Staffelsee und arbeitet weltweit an ihren Projekten. Ihr Lebenswerk ist, Verbindungen und komplexe Zusammenhänge zu zeigen: Von Mensch, Tier und Natur, Ozean und Erde – eine Hommage an die Schöpfung. Zahlreiche Publikationen, Veröffentlichungen in Magazinen und Büchern, Filme, Ausstellungen und Auszeichnungen zeugen von ihrer erfolgreichen internationalen Karriere. Für ihre herausragenden Porträtarbeiten wurde sie als „Biografin mit der Kamera“ ausgezeichnet und erhielt verschiedene Fotobuchpreise, z. B. für ihr Fotobuch über Horst Janssen.
Horst Janssen gilt als einer der herausragendsten und produktivsten Zeichner und Grafiker des 20. Jahrhunderts. Er studierte zwischen 1946 und 1951 in der Klasse von Alfred Mahlau an der Kunstschule Hamburg. Hier lernte er das genaue Betrachten und Hinsehen („Ich bin nur ganz Auge“). Bald jedoch löste er sich von der exakten Darstellung der Wirklichkeit, ohne dabei die Gegenständlichkeit innerhalb seiner Arbeiten aufzugeben.
Wohl kaum ein zweiter Künstler hat sich derart obsessiv dem Genre des Selbstportraits gewidmet. Über 1000 Selbstbildnisse hat er hinterlassen – nicht aus Selbstverliebtheit, sondern als Bestandsaufnahme seiner Befindlichkeit.
„Es gibt keinen Künstler, der sich so schonungslos zeichnete, zeigte.“ Hans Brockstedt